Vom Rasen zur Blumenwiese - Unterschiede zwischen Rasen und Blumenwiese

Lange Jahre war ein sattgrüner und vor allem unkrautfreier Rasen der Stolz eines jeden Gartenbesitzers. Ein solcher war freilich nicht ohne entsprechende Aufwendungen an Dünger, Wasser, Herbizide, Gerätschaften und Arbeit zu erreichen. Nur so konnte eine vom Frühjahr bis in den späten Herbst hin gleichaussehende, trittfeste und begehbare Fläche erzielt werden.

Unterschiede von Rasen und (Blumen-)Wiese
Der Rasen soll das ganze Jahr begehbar und damit nutzbar sein. Er ist die Vergrößerung der Terrasse in den Garten hinein. Rasen besteht nur aus wenigen Pflanzenarten, den Gräsern, die eine dichte Narbe bilden.
Eine Blumenwiese enthält eine Vielzahl von Kräutern und Gräsern und hat wegen deren unterschiedlichen Entwicklung im Verlaufe des Jahres viele Gesichter. Sie ist empfindlich gegen das Betreten und deshalb für Spiel und Sport vollkommen ungeeignet. Wer für Kinder den Garten öffnen will oder geme mit dem Liegestuhl im Grünen liegt, für den ist eine Wiese absolut ungeeignet und eine Quelle fortwährenden Ärgernisses. Die Blumenwiese wird aber eine Herberge sein, für eine große Anzahl von Tieren. An den Blüten nähren sich Schmetterlinge, Bienen, Hummeln, Schwebfliegen, Blattwanzen und Käfer. Die Blatt- und Stengelschicht ist Aufenthaltsort für Heuschrecken, Blattwanzen, Käfer, Zikaden, netzbauende Spinnen und Schmetterlingsraupen. In der Streuschicht leben Laufkäfer, Assein, Kurzflügler, Weberknechte, Ameisen und Schnecken.

Rasenflächen
Rasen sind durch häufigen Schnitt und oft auch intensive Nutzung gleichmäßig niedrige, geschlossene, von Gräsern beherrschte ausdauernde Pflanzengemeinschaften. 'Voraussetzung für ihre Entstehung und Erhaltung sind regelmäßiger Schnitt, Düngung, Bekämpfung unerwünschter Kräuter, Moose und der Rasenkrankheiten. Weitere Kulturmaßnahmen kommen hinzu. Übrig bleibt eine artenarme und gleichmäßig niedrige, meist immergrüne Vegetationsdecke, die allerdings den Vorteil hat, dass sie fast jederzeit begehbar und für Sport und Spiel geeignet ist. Soweit die Rasenflächen dieser intensiven Beanspruchung standhalten müssen, ist die Vielschnitt- Rasenpflege zweifellos gerechtfertigt.
Im Gegensatz zu intensiv genutzten Viehweiden (Weidelgras- Weißklee- Weiden) mit sehr ähnlicher Artenverbindung werden die durch häufigen Schnitt kurz gehaltenen Rasen auch als "Scherrasen" oder "Parkrasen" bezeichnet. Sind Scherrasen starker Trittbelastung ausgesetzt, entstehen lückige Rasen (Trittpflanzen-Gesellschaften, zum Beispiel entlang von Trampelpfaden).
Während der kurzen Schnittintervalle von etwa einer Woche kommt es im Scherrasen nur selten zur Blütenbildung und kaum zur Reifung der Samen; Ausnahmen sind: zum Beispiel Einjähriges Rispengras, Gänseblümchen, Fadenehrenpreis. Pflanzen mit vegetativer Ausbreitung durch unter- oder oberirdische Ausläufer sind im Vorteil. Auch einige gut angepasste Kräuter überleben im Vielschnitt- Rasen, wenn sie nicht gezielt durch Herbizide vernichtet werden, zum Beispiel Rosettenpflanzen wie Löwenzahn und Ferkelkraut.
Doch gibt es auch Teile größerer Rasenflächen des öffentlichen Grüns und privater Hausgärten, die regelmäßig oft geschnitten werden, ohne häufig begangen oder als Spielwiese benutzt zu werden. Diese Flächen können meist in Wiesen umgewandelt werden.

Wiesenflächen
Die Wiese ist eine ausdauernde Pflanzengemeinschaft, in der zahlreiche Kräuter und Gräser genügend Zeit haben, ihre Entwicklung bis zur Samenreife abzuschließen, bevor sie abgemäht werden, und in der viele Tiere, insbesondere Insekten, Nahrung und Lebensraum finden. Ihr Bestandsaufbau - nach Arten, Höhe und Dichte unterschiedlich lässt sich durch Schnitthäufigkeit und -zeitpunkt regulieren. Wird die Mahd auf ein bis wenige Schnitte im Jahr eingeschränkt, entsteht eine Wiese - auch Blumenwiese genannt -, wenn die Mahd nach der Blüte der Wiesenkräuter vorgenommen wird. In den Wiesen haben die meisten Pflanzen zwischen den Schnittintervallen genügend Zeit, ihre volle biologische Entwicklung bis zum Blühen und Fruchten abzuschließen. Dabei treten vergilbte und trockene Pflanzenteile in Erscheinung.
Die Mahd ist ein entscheidender Eingriff in die Lebensgemeinschaft der Wiese, doch zugleich auch Bedingung für ihre Erhaltung. Bestandsklima und Struktur ändern sich durch schlagartiges Beseitigen der Grünmasse. Die Pflanzen müssen aus Reserven neue Assimilationsorgane bilden. Verschiedene Tiergruppen wandern ab, weil sie keine geeigneten Lebensbedingungen mehr finden.






Quelle: aid- Heft: Die Blumenwiese als Lebensgemeinschaft


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