Algen im Garten

Algen und Moose werden aufgrund von Zellaufbau und Vermehrung als niedere Pflanzenformen bezeichnet. Sie gehören zu den ältesten Lebensformen überhaupt und waren schon vor zwei Milliarden Jahren ausgesprochen formenreich vertreten.

Zur Biologie

Sowohl Algen als auch Moose enthalten “Blatt”farbstoffe, die es ihnen ermöglichen mit Hilfe des Sonnenlichtes organisches Material zu bilden (Photosynthese). Diese Fähigkeit bezeichnet man auch als Primärproduktion. Insbesondere Algen sind für das Ökosystem außerordentlich wichtig. Schätzungsweise jedes zweite Sauerstoffatom in der Atmosphäre wurde von ihnen geschaffen. Sie sind daher für das Gleichgewicht der Luftzusammensetzung und den Gasaustausch zwischen den Weltmeeren und der Atmospäre von überragender Bedeutung.
Algen sind viel einfacher aufgebaut als Moose. Viele Arten bestehen nur aus einer einzigen Zelle und sind dementsprechend als einzelner Organismus mit dem bloßen Auge kaum wahrnehmbar. Auch die mehrzelligen größeren Arten besitzen keine Stützzellen. Das erklärt, warum die großen Formen nur im Wasser leben können. Außerhalb des nassen Elements fallen sie in sich zusammen. Sie werden daher auch als Lagerpflanzen bezeichnet. Das “glitschige Image” der Algen stammt weniger von dem nassen Lebensraum, in dem sie sich meist befinden. Sie produzieren sogenannte “Alginate” oder Schleimstoffe, die sie vor Austrocknung schützen und insbesondere die großen Meeresalgen biegsam und reißfest machen, so daß sie auch der Brandung problemlos widerstehen.
Moose dagegen sind schon etwas komplizierter gebaut. Sie besitzen bereits Stützzellen und sind daher nicht ständig auf Wasser angewiesen. Ökologisch betrachtet bilden die Moose wichtige Wasserspeicher für ihre Umgebung. Sie nehmen Wasser auf, speichern es und geben es langsam wieder ab.
Weder Algen noch Moose besitzen Wurzeln. Nährstoffe und Wasser werden direkt von den Pflanzenzellen aufgenommen. Damit das funktioniert, sind sie auf möglichst hohe Feuchtigkeit angewiesen. Mit Hilfe spezieller Überdauerungsformen können auch Trockenphasen überwunden werden.

Algenprobleme in Haus und Garten

Algen können sich nur bei ständiger Anwesenheit von Wasser stärker vermehren. Probleme bereiten sie daher häufig in Wasserreservoiren unterschiedlichster Art. Wer kennt es nicht, das trübe Wasser im Aquarium oder die grüne Wasserfarbe im Regenwasserfaß oder Gartenteich, die vorzugsweise im Sommer auftritt. Diese Massenvermehrung der Algen, die sogenannte “Algenblüte”, wird durch hohe Wassertemperatur, Nährstoffreichtum und einen günstigen pH-Wert gefördert. Die Folgen sind bekannt:
  • Der Filter im Aquarium setzt sich zu
  • Die Algen sterben ab, werden von Bakterien zersetzt, gefolgt von Sauerstoffmangel:
  • darunter leiden Fische im Teich
  • das Regenwasser “kippt um”, d.h. Fäulnis setzt ein, verbunden mit entsprechender Geruchsbildung
  • Die Schleimstoffe der Algen können auf exponierten Flächen (Schwimmbadränder, Waschbetonplatten) zu einer erhöhten Rutsch- und damit Unfallgefahr führen.
In nassen Jahren (wie beispielsweise 1998) gelingt es Algen sich auch auf Rasenflächen stark zu vermehren. Je nach Art überziehen sie den Erdboden mit einem farbigen, glitschigen Belag und konkurrieren, meist in Gesellschaft mit Moos, mit den Gräsern der Rasenflächen.

Algen im Teich
© DLR

Was tun gegen Algen im Wasser und auf befestigten Flächen?

Auf Algenprobleme in Aquarien und Teichen kann hier nur am Rande eingegangen werden, weil geeignete Gegenmaßnahmen auch von dem vorhandenen Besatz mit Tieren und Pflanzen abhängig sind. Grundsätzlich muß versucht werden, ein Gleichgewicht zwischen dem Wasservorrat und dem Besatz herzustellen (Beratung in Fachgeschäften einholen). Zu viele Tiere und Pflanzen auf zu engem Raum führen zu einer Anreicherung von Nährstoffen, was eine Massenvermehrung von Algen nach sich zieht. Wasserschnecken “weiden” Algenbeläge von den Aquarienscheiben und können so zur Lösung des Problems beitragen. Anhand von geeigneten Bäumen und Sträuchern kann versucht werden Teichanlagen so “einzurahmen”, daß sie im Sommer möglichst viel Schatten abbekommen, damit sie sich nicht zu stark erwärmen. Durch Wasserbewegung (z.B. Springbrunnen) wird die Bildung von Temperaturschichten im Wasser verhindert und eine Anreicherung mit Sauerstoff ermöglicht.
Auf unfallträchtigen Flächen mit festverlegten Steinen (Schwimmbadränder, Außenkellertreppen) kann der Algenbelag leicht mit einem Hochdruckreiniger entfernt werden. Bei anhaltender Feuchtigkeit ist der algendreie Zeitraum jedoch begrenzt. Die Wirkungsdauer kann erheblich verbessert werden, wenn anschließend ein chlorhaltiger Haushaltsreiniger (Na-Hypochlorit) angewendet wird. Sofern kein Hochdruckreiniger zur Hand ist, wird das Putzwasser am besten mit Wurzelbürste oder Schrubber angewendet, um porentief eindringen zu können. Nach kurzer Einwirkungszeit müssen die Algenreste mit viel klarem Wasser abgespült werden.
Moderne Regenwasserbehälter sind eingefärbt, mit einem Deckel versehen und damit lichtundurchlässig. Trotzdem sollten sie im Schatten aufgestellt werden, um eine zu starke Wassererwärmung und damit Fäulnisbildung zu vermeiden. Zur Vorbeugung von Fäulnis können Regenwasserbehälter 2-3 mal pro Jahr, wie bei den Algen beschrieben, gereinigt werden.

Algen auf Rasenflächen

Im Gegensatz zu der regelmäßig wiederkehrenden Vermoosung ist eine Massenvermehrung von Algen auf Rasenflächen eher eine Ausnahme und auf außergewöhnlich nasse Sommer beschränkt. Grundsätzlich eignen sich die gegen Moose bewährten Gegenmaßnahmen auch gegen Algen.
Dabei sollte versucht werden mit vorbeugenden Maßnahmen das Problem zu lösen. Zielsetzung ist, daß die Bodenoberfläche in regenfreien Perioden rasch trocknet:
  • in feuchten Jahren wird durch wiederholtes Vertikutieren Bodenoberfläche und Wurzelfilz gelockert und belüftet. Dies gilt besonders für Rasenflächen die durch Hauswände oder Bäume stärker beschattet werden.
  • Mit einer dünnen Sandschicht, im Frühjahr oder Herbst aufgebracht, werden Unebenheiten in der Rasenfläche ausgeglichen und die Oberfläche trocknet besser ab.
  • Alle Möglichkeiten für ein optimales Graswachstum müssen genutzt werden, damit die Fläche einen möglichst dichten Grasteppich erhält (Stickstoff-betonte Düngung, häufiger Schnitt, angepaßte Schnitthöhe). Rasch wachsendes Gras verbraucht viel Wasser und beschattet den Boden. Den Algen werden so die Lebensgrundlagen entzogen.

Sollten die vorbeugenden Maßnahmen nicht den gewünschten Erfolg bringen, kann auch gezielt gegen Algen und Moose vorgegangen werden:
  • Kalstickstoffdünger, bei feuchter Witterung ausgebracht, bringt kurzfristige Erfolge ohne allzu große Dauerwirkung.
  • Ähnliches gilt für die bekannten Moosmittel (Eisensulfate), die bekanntlich nur eine reine Konzentratwirkung besitzen.
  • Lediglich das Präparat “Mogeton” (Wirkstoff: Quinoclamin) entfaltet eine gewisse Dauerwirkung.
Der Wirkstoff hemmt die Photosynthese und wirkt daher auch sicher gegen Algen.


Bernd.Augustin@dlr.rlp.de     www.gartenakademie.rlp.de