Der Bauerngarten

In den letzten Jahren haben viele Zeitschriften das Thema "Bauerngärten" behandelt. Auch sind zu diesem Thema eine Reihe von Büchern erschienen.
Die Frage muss gestellt werden: Warum Bauerngärten? Es handelt sich um aktuellen Bezug.
  • Ökologische Belange

Umdenken auf Natürlichkeit und Einfachheit
Bauerngärten gelten als Inbegriff für robuste Pflanzen und einfacher Gestaltung
  • Modetrend

Genau wie in der Bekleidungsindustrie oder Möbelbranche werden bei der Gestaltung von Haus- und Hobbygärten oft neue Konzepte übernommen.


Geschichtliches

Bauerngärten haben ihren Ursprung u.a. in den Klostergärten. In den Klostergärten wurden vorrangig Nutzpflanzen angebaut. Vor allem Kräuter standen hoch im Kurs, d. h. die Mönche befassten sich intensiv mit den Wirkungen von Kräutern. So entstand in den Archiven der Orden eine umfangreiche Datensammlung über Heil-, Arznei- und sonstigen Pflanzen. Von den Klostergärten ausgehend wurden insbesondere der Anbau von Gemüse und diversen Kräutern in den bäuerlichen Gärten übernommen. Im Laufe der Jahrzehnte bildeten sich teilweise gebietstypische Formen der Bauerngärten. Zu den Nutzpflanzen, dem eigentlichen Zweck, wurden zusätzlich Rosen (sog. Bauernrosen) und viele Blumen zur Verschönerung des Gesamtbildes angepflanzt. Heutzutage sind Bauerngärten gerade wegen der Gestaltung und der Anpflanzung mit "alten und robusten Bauerngartenblumen" sehr beliebt.

Gestaltung
Bestimmend im Bauerngarten ist die Wegeführung:
Wegekreuz = Glaubensrichtung des Kreuzes
Übernahme in die Gestaltung (Bauern strenggläubig), daher streng geometrisches Muster von Klostergärten

Folgende Punkte sind zu beachten:
  • Bearbeiten der Beete (vom Wege aus)
  • Ernte
  • Begehbarkeit bei Regen, bzw. nach Regen
  • Fruchtwechsel: → 4 Felder, guter Wechsel ist einzuplanen!

Wegeeinfassungen
  • lose Natursteine (z.B. Gneis, Flusskiesel) je nach Gebiet
  • niedrigwachsende Polsterstauden (z.B. Sedum-Arten, Thymian, Schleifenblume)
    Buchsbaumhecken stellen die klassische Form alter Bauerngärten dar. Sie müssen immer kurz gehalten werden und sind niedrig sowie unten dicht zu halten.In den Baumschulkatalogen werden sie als Einfassungsbux aufgeführt.
Wegbefestigungen

Vorbild bei alten Bauerngärten: natürliche Materialien verwenden! Dies sind Kies, Splitt, Basaltsplitt, -guss und zerkleinerte Baumrinde. Üblich sind auch gestampfte Wege. Allerdings ist die Wasserführung nach Regen problematisch.

Umzäunung
Typische Formen der Umzäunung sind:
  • Holzzäune mit senkrechten Holzlatten oder Holzstöcken
  • Flechtzäune

alte Formen: Jungbaumpfähle mit Rinde, oben ungespitzt an andere Pfähle gebunden
neue Formen: Latten oben angespitzt
Die Pflanzen des Bauerngartens

1.Gehölze
a) Ziergehölze incl. Bauernrosen
b) Beerenobststräucher
c) Obstbäume
d) Hausbäume
2.Winterharte Zierpflanzen (Stauden)
3.Zwiebel- und Knollenpflanzen
4.Zweijährige Zierpflanzen
5.Einjährige Zierpflanzen
6.Ausdauernde Gewürz- und Heilkräuter incl. Duftpflanzen
7.Ein- und zweijährige Gewürz- und Heilkräuter
8.Gemüse
9.Unkräuter
10.Kübelpflanzen

Nachfolgend wird eine Auswahl von Pflanzen der Punkte 2 bis 5 in Form von Listen dargestellt. Bei diesen Pflanzen handelt es sich um die sogenannten "typischen Bauerngartenblumen".

Winterharte Zierpflanzen (Stauden) – Blütenstauden
Eisenhut- Aconitum napellusMargerite- Chrysanthemum leucanth.
Akelei- Aquelegia vulgarisMutterkraut- Chrysanthemum parthen.
Alant- Innula heleniumMonarde- Monarda didyma
Brennende Liebe- Lychnis chalcedonicaMohn- Papaver orientale
Christrose- Helleborus nigerRittersporn- Delphinum-Hybr.
Eibisch- Althaea officinalisSchafgarbe- Achillea
Fetthenne- Sedum spectabileSonnenhut- Rudbeckia
Hauswurz- Semptervirum tectorumTränendes Herz- Dicentra spectabilis
Schwertlilie- Iris germanicaWohlr. Veilchen- Viola odorata
Lampionblume- Physalis alkekengiPfingstrose- Paeonia officinalis
Lupine- Lupinus-Hybr.Phlox- Phlox paniculata
Maiglöckchen- Convallaria majalis
Zwiebel- und Knollenpflanzen
Dahlien- Dahlia-Hybr.Traubenhyanzinthe- Muscari racemosum
Gladiolen- GladiolusNarzissen- großblütige Narzisse
Kaiserkrone- Fritillaria imperialis-botanische Narzisse
Schneeglöckchen- Galanthus nivalisKrokus- Crocus
Krokus- CrocusMärzbecher- Leucojum vernum
Milchstern- OrnithogalumMadonnenlilie- Lilium candidum
Montbretie- MontbretiaFeuerlilie- Lilium bulbiferum
Winterling- Eranthis
Zweijährige Zierpflanzen
Bartnelke- Dianthus barbatusStiefmütterchen- Viola tricolor-Hybr.
Fingerhut- Digitalis purpureaStockrose- Alcea rosea
Goldlack- CheiranthusVergissmeinnicht- Myosotis sylvatica
Königskerze- VerbascumWolfsmilch- Euphorbia lathyris
Einjährige Zierpflanzen
Löwenmaul- Antirrhinum majusSommerblume- Tagetes patula
Ringelblume- Calendula officinalisKapuzinerkresse- Tropaelum majus
Sommeraster- CallistephusZinnie- Zinnia elegans
Strohblume- HelichrysumSonnenblume- Helianthus annus
Levkoje- Matthiola incanaSchmuckkörbchen- Cosmea
Jungfer im Grünen- Nigenella damascenaWicke- Lathyrus odoratus
Gartenresede- Reseda odorata
Fotos: © DLR


Johann.Schierenbeck@DLR.RLP.DE     www.gartenakademie.rlp.de