Wenn Baumwurzeln Schäden verursachen

Bäume und Sträucher gehören zu unserer Landschaft, in unsere Gärten und zum Straßenbild. Leider kann es hin und wieder vorkommen, dass deren Wurzelwerk mit Baulichkeiten in Konflikt gerät, sei es, dass das Pflaster oder die Gartenmauer gehoben oder der Abwasserkanal verstopft wird. Meist stehen dann mehrere potentielle "Übeltäter" sowohl auf dem eigenen Grundstück als auch in der Nachbarschaft zur Auswahl und natürlich möchte man nicht den falschen Baum fällen!
Als "Faustformel" rechnet man, dass der Wurzelbereich in etwa dem der Krone entspricht. Bei Säulenformen passt dies jedoch schon nicht mehr, da der Wurzelbereich bei diesen Bäumen deutlich größer als die Krone ist. Auch bei geschnittenen Hecken ist nicht zu klären, welchen Umfang sie inzwischen bei freiem Wachstum hätten und wo damit die Wurzelausdehnung zu vermuten wäre. Ebenso gibt es Gehölze, die zum
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treiben von Ausläufern neigen. Und natürlich spielt Bodenart, Verdichtungen und Wassersituation im Boden eine Rolle dabei, wie und in welche Richtung sich das Wurzelwerk entwickelt hat. Es ist also gar nicht so einfach festzustellen, welches der in die engere Wahl gezogenen Gehölze den Schaden verursacht hat.

Eine Möglichkeit dies fest zustellen, besteht darin, dass man der störenden Wurzel nachgräbt bis man den Ausgangspunkt eindeutig lokalisieren kann. Dies geht relativ einfach, wenn ein Flachwurzler wie z.B. eine Birke das Pflaster hebt. Hier ist oft schon oberirdisch den Verlauf der Wurzel durch den unebenen Rasen bis zum Stamm zu sehen oder es genügen nur wenige Spatenstiche, um dem Wurzelverlauf zu folgen. Anders ist es beim Einwurzeln in Kanalrohre. Hier muss man metertief graben. Da man in der Regel nicht Gräben durch den ganzen Garten bis zum dazugehörigen Baum oder Strauch ziehen will oder kann, wird meist nur die ungefähre Richtung des Wurzelverlaufes in Nähe der Schadensstelle festgestellt. Hier gibt es jedoch Fehlerquellen beim sogenannten Richtungsverfahren, da sich der Wurzelverlauf auf Grund der zahlreichen Hindernisse im Boden ändern kann. Insbesondere wenn mehrere Pflanzen in räumlicher Nähe stehen, wird es schwierig. Ein anderer Ansatz ist das morphologische Verfahren. Analog zur Pflanzenbestimmung über Rinde und Blatt wird versucht anhand von Form und Farbe der Wurzeln eine Zuordnung vorzunehmen. Aber auch hier ist die Fehlerquote selbst bei Fachleuten hoch, da die Wurzeln verschiedenster Baumarten morphologisch oft sehr ähnlich sind. Inzwischen gibt es für die Bestimmung von Wurzeln zwei modernere Verfahren: Die mikroskopische Bestimmung und der sogenannte "Genetische Fingerabdruck". Die erste Methode verwendet feinstrukturelle Unterschiede der Wurzeln zur Unterscheidung der verschiedenen Gattungen von Bäumen. Stehen z.B.  Pappel und Eiche zur Auswahl, so kann man die Wurzel einem dieser Bäume zuordnen. Sind jedoch zwei Pappelarten z.B. Schwarzpappel und Silberpappel unter Verdacht, ist dies nicht möglich. Eine eindeutige Bestimmung der Gattung und Art, sowie eines bestimmten Baums derselben Art ist nur durch die molekularbiologische Bestimmung mit dem "Genetischem Fingerabdruck" möglich.

Diese Verfahren sind aufwändig, können nur in darauf spezialisierten Einrichtungen durchgeführt werden und sind entsprechend teuer.

Angeboten werden Sie z.B. von:
Prof. Dr. Siegfried Fink
Professur für Forstbotanik
Universität Freiburg
Bertoldstrasse 17
79085 Freiburg i.Br.
www.wurzelbestimmung.de
Institut Dr. Ziemer
Ottobrunner Str. 6
81737 München

www.institut-ziemer.de

Wenn sich das als Schadverursacher angenommene Gehölz auf dem Grundstück des Nachbarn befindet, sollte man zunächst mit diesem sprechen. So können oft teure Maßnahmen vermieden werden. Zudem trägt dies zu einem weiterhin guten nachbarschaftlichen Verhältnis bei.



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